Mediainfarkt bei Schlaganfall: Begriffe, Symptome und Prognose - Schlaganfall (2024)

Mediainfarkt bei Schlaganfall: Begriffe, Symptome und Prognose - Schlaganfall (1)

Ein Mediainfarkt ist ein typischer Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) und ist eine der am häufigsten vorkommenden neurologischen Erkrankungen in Deutschland mit 270.000 Fällen pro Jahr. Beim Mediainfarkt verschließt ein Blutgerinnsel eines der zentralen Gehirnversorgungsgefäße und verursacht die typischen Halbseitenlähmungen und andere Symptome.

Inhalt

Definition eines Mediainfarkts

Ein Mediainfarkt tritt auf, wenn die mittlere Gehirnarterie verschlossen ist. Unser Gehirn wird über die paarig über die Halsschlager mit Blut versorgt und teilt sich im Gehirn in eine vordere, mittlere und hintere Arterie auf. Die mittlere Hirn Arterie wird auf lateinisch Arteria cerebri media genannt. Durch den Verschluss entwickelt sich ein Hirninfarkt, bei dem ein großer Teil des Gehirns zugrunde gehen kann.

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Symptome

Das Versorgungsgebiet der Arteria cerebri media enthält große Teile des Gehirns und wichtige Strukturen für die Bewegung (durch die Pyramidenbahn), Sprache (durch die Sprachzentren im Stirn- und Schläfenlappen) sowie räumliche Verarbeitung (durch den Scheitellappen).

Jeder Schlaganfall kann plötzlich auftreten und sich durch eine Einschränkung der Bewegungs- und Gefühlsfähigkeit in Arm oder Gesicht allein auf einer Körperhälfte bemerkbar machen.

Typisch ist durch die Kreuzung der Bewegungsbahn des Gehirns (Pyramidenbahn), dass die der Ort der Schädigung immer auf der Gegenseite der Schädigung entsteht.

rechtsseitiger Mediainfarkt

Ein rechtsseitiger Mediainfarkt hat charakteristische Symptome, hier folgt eine Liste:

  • Halbseitenlähmung linksseitig wegen der gekreuzten Pyramidenbahn
  • Neglect
  • Anosognosie
  • Persönlichkeitsveränderung

Neglect bezieht sich auf eine Störung, bei der Patienten nach einem Schlaganfall im rechten Parietallappen nicht mehr in der Lage sind, ihren eigenen Körper und ihre Umgebung auf der linken Seite wahrzunehmen. Zum Beispiel wird der betroffene Patient das Essen auf der linken Seite des Tellers ignorieren oder bei der Aufforderung den linken gelähmten Arm zu heben, nur den rechten Arm heben.

Gleichzeitig kann es auch zu Anosognosie kommen, was die Vernachlässigung oder Verleugnung der durch den Schlaganfall verursachten Ausfälle bedeutet. Ein Patient mit Anosognosie ist möglicherweise nicht bewusst, dass er einen ischämischen Schlaganfall erlitten hat.

linksseitiger Mediainfarkt

Ein linkseitiger Mediainfarkt hat folgende typische Symptome

  • Halbseitenlähmung rechtsseitig wegen der gekreuzten Pyramidenbahn
  • Sprachstörung (Aphasie)
  • Apraxie
  • Durchgangsyndrom (Delir)

Ein linksseitiger Mediainfarkt beeinflusst die Bereiche, die für die Funktionen der rechten Körperseite, sowie auch die Bereiche, die für die Sprache verantwortlich sind.

Bei einer Apraxie kann der Patient keine Handlungsabläufe planen. Das liegt an zwei Ursachen: entweder der Betroffene hat eine ideatorische Apraxie bei der ein fehlerhaftes Verknüpfen von Bewegungen zu einer sinnvollen Gesamthandlung gestört ist (z.B. jeden einzelnen Teilschritt bei Zahnpasta auf die Zahnbürste zum Zähneputzen drücken) oder auch die Funktion von Gegenständen nicht erkannt wird (z.B. wird die Zahnbürste zum Kämmen verwendet). Die zweite Ursache ist eine ideomotorische Apraxie bei der eine Störung in der Umsetzung eines Bewegungsplans vorliegt. Bei der ideomotorischen Apraxie können somit auch Einzelbewegungen bzw. -handlungen wie auch symbolische Handlungen wie z.B. Winken nicht ausgeführt werden.

Diagnostik

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Einen Schlaganfall erkennt ausgebildetes Fachpersonal oft schon an den typischen Symptomen und der FAST Test gibt richtungsweisende Hinweise für ein schnelles und wichtiges Handeln.

Jedoch kann nur ein CT oder MRI zwischen Hirninfarkt oder Hirnblutung unterscheiden. Ein hämorrhagischer Schlaganfall zeigt sich im CT immer als „helle Kugel“ in der Computertomographie (Hyperdensität). Bereits sechs Stunden nach Beginn eines ischämischen Schlaganfalls zeigt das erste CT praktisch immer eine ausgedehnten Zelluntergang als dünkleres Hirngwebe (Hypodensität) im vergleich zum Rest, welches auch durch den Verlust von den Strukturen durch Hirnnervenzelluntergang sowie Schwellung erkennbar ist.

Ein MRI braucht länger bei der Durchführung und wird nur bei unklaren Symptomen oder Risiko-Nutzen Abwägung bei einer zeitlich grenzwertigen starken Blutverdünnung (Lyse Therapie) gemacht. Der Vorteil des MR ist, dass kleinere Hirninfarkte besser sichtbar sind und die Diagnose auch früher als im CT gestellt werden kann.

Ursachen des Arterie cerebri media Schlaganfall

Die Hauptursachen für einen Schlaganfall durch Gefäßverschluss können in drei wesentliche Kategorien unterteilt werden.

kardioembolisch

Ein kardioembolischer Schlaganfall entsteht, wenn sich im Herzen ein Blutgerinnsel (Thrombus) bildet, beispielsweise aufgrund von Vorhofflimmern. Dieser Thrombus löst sich und gelangt durch die Gefäße über die Halsschlagader (Arteria Carotis Interna) in die mittlere Hirnarterie (Arteria cerebri media) und unterbricht dort die Sauerstoffzufuhr. Auch Gefäßklappenentzündungen oder Schädigungen der Klappen können vom Herzen in das Gehirn streuen.

mikroangiopathisch in der Capsula Interna oder Basalganglien

Ein mikroangiopathischer Infarkt wird auch lakunärer Infarkt genannt und kennzeichnet sich durch seine kleine und „Lacken förmige“ Form. Diese Hirninfarkte entstehen nie in der Hirnrinde. sondern in einem Teil der Bewegungsbahn (Capsula Interna), Zwischenhirn (Thalamus), Hirnstamm oder in den Basalganglien. Ein mikrioangiopathischer Schlaganfall ist ein Verschluss ganz kleiner Hirnarterien bei Atherosklerose und ist auf Risikofaktoren wie Diabetes, Bluthochdruck oder Hypercholesterinämie zurückzuführen. Es betrifft kleinere Gefäße und führt zu lakunären Infarkten mit spezifischen neurologischen Auswirkungen.

makroangiopatisch

Ein makroangiopathischer Mediainfarkt ist durch einen größeren Gefäßverschluss durch Atherosklerose bedingt. Entweder entsteht der Verschluss einer großen Hirnarterie vor Ort durch eine Verengung (Stenose) oder ein abgerissenes Kalkstücks eines atherosklerotischen Plaques (Ablagerung) verursacht einen Verschluss im Verlauf der Strombahn.

Maligner Mediainfarkt

Das Wort maligne heißt bösartig und somit ist der maligne Mediainfarkt der bedrohlichste Schlaganfall. Bei einem schweren, vollständigen Verschluss der A. cerebri media oder sogar der Halsschlagader (Arteria carotis interna) entsteht in der Regel eine massive Hirnschwellung (Hirnödem). Dadurch entsteht ein erhöhter Druck im Schädel, was zu Verschiebung des Hirngewebes (Herniation) führt. Zusätzlich zu den Schlaganfallsymptomen kommt es zu klinischen Anzeichen von Hirndruck, welche sich durch Bewusstseinseintrübung – oder Verlust mit oder ohne Erbrechen äußern. Bei fünf bis zehn Prozent der Schlaganfälle kommt es zu einem solchen lebensbedrohlichen Zustand.

Therapie bei Mediainfarkt

Das größte Ziel bei der Therapie eines Mediainfarktes ist die schnellstmögliche Behandlung im Krankenhaus. Die Wiederherstellung der Durchblutung des betroffenen Gehirnbereiches und das Minimieren der Schäden steht an erster Stelle. Es gibt zwei Grundsätze, an welche man sich bei verschiedenen Zeitrahmen wendet.

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Lyse

Unter Lyse versteht man eine starke Blutverdünnung, die über einen kurzen Zeitraum in den Körper inji*ziert wird, um ein Gerinnsel bei einem Hirninfarkt aufzulösen. Generell gilt umso schneller die Lyse verabreicht werden kann umso höher ist die Chance das der Betroffene mit weniger Defizite aussteigt, da mehr Hirngewebe von einer Minderdurchblutung gerettet werden kann. Weiters gilt umso größer das Gerinnsel ist, umso unwahrscheinlicher ist es, dass das Gerinnsel alleine durch die Lyse aufgelöst werden kann

Thrombektomie

Bei einer Angiografie wird über einer Arterie in der Leiste ein Katheter bis in die Hirngefäße vorgeschoben, um Gerinnsel zu bergen. Dieser Eingriff kann mit oder ohne Lyse erfolgen und kann in einem Zeitraum bis 6 Stunden nach Symptomauftritt durchgeführt werden.

Für diesen Eingriff muss der Patient ruhig liegen bleiben, da sonst die Arterien von innen verletzt werden können, somit ist manchmal eine Narkose notwendig. Weiteres kann durch Verkalkungen in der Leiste oder in der Halsschlagader bzw. im Gehirn selber der Eingriff scheitern. Bei Engstellen kann während dem Eingriff ein Stent implantiert werden, um einen Wiederverschluss des Gefäßes zu verhindern.

Hemikranektomie

Eine Hemikranektomie kommt nur bei einem malignen Mediainfarkt in Frage und wird nur bei unter 60 Jährigen Patienten und sehr früh nach Auftreten des Schlaganfalls durchgeführt. Dabei wird die eine Hälfte der knöchernen Schädeldecke entnommen um ein Einklemmen der gesunden Hirnhälfte (Hemisphäre) durch die massive Schwellung zu verhindern. Ältere Patienten haben oft bereits ein Gehirn mit weniger Masse, sodass mehr Raum für das Anschwellen besteht. Die Prognose wird jedoch stark von einer frühen Intervention beeinflusst.

Im Verlauf kann mit einer erneuten Operation der eigene Knochendeckel oder ein künstlicher Deckel (Palacos Plastik) wieder eingesetzt werden.

Prognose

Es wird geschätzt, dass innerhalb von 30 Tagen nach Schlaganfall weltweilt circa 16-23% an einem Schlaganfall versterben. Nur 50% der Schlaganfall Betroffenen kehrten innerhalb eines Jahres wieder in ihre Arbeit zurück.

Die Prognose eines Mediainfarkts hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Größe des Infarkts: Eine größere Schädigung führt zu größeren neurologischen Defiziten, von denen man sich schwerer erholt.
  • Alter des Patienten: Ältere Menschen haben oft weniger Reserven im Gehirn, was die Erholungsfähigkeit beeinträchtigen kann.
  • Ausprägung der Symptome: Die Schwere der anfänglichen Symptome, gemessen anhand der NIHSS-Skala, weisen auf einen umfangreicheren Schaden im Gehirn hin.
  • Erholung in der ersten Woche: Eine raschere Erholung in den ersten Tagen nach dem Mediainfarkt weißt auf eine bessere Prognose hin.
  • Schnelles Wiedereröffnen der verschlossenen Gefäße: umso länger ein Gefäßverschluss durch starke Blutverdünnung oder Bergung des Gerinnsel besteht, umso mehr Hirnnervenzellen sterben durch eine Sauerstoffunterversorgung ab und verschlechtern die Erholung.
  • Schlaganfallursache: Patienten mit einem mikroangiopathischen Schlaganfall erholen sich im ersten Jahr besser als Betroffene mit anderen Ursachen. Karidoembolische Schlaganfälle haben durch ihren großen Gefäßverschluss die schlechteste Prognose.
  • Vorerkrankungen: Vorerkrankungen wie Herzinfarkte, Demenz oder Diabetes verschlechtern die Chancen auf eine gute Erholung nach einem Schlaganfall.

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